Am 8. März ist es wieder so weit: Es ist der Weltfrauentag! Vor vielen Jahren eingeführt, um auf die Wichtigkeit des Wahlrechts der Frauen hinzuweisen, soll er heutzutage ein Tag sein, an dem Frauen Respekt und Wertschätzung gezeigt wird.
Viele Leute – selbst Frauen – belächeln Traditionen wie diese. Deutschland sei doch fortschrittlich und gleichberechtigt. Frauen dürfen heute wählen, sie dürfen frei ihren Beruf wählen und auch das klassische Familienbild befindet sich im Wandel. Ist der Internationale Weltfrauentag daher nicht vollkommen veraltet und überflüssig?
Das Wort „Feminismus“ lässt einige Menschen sofort die Augen verdrehen. Der Gedanke fliegt sofort zu Frauen, die sich lautstark in den Vordergrund drängen wollten, obwohl es keinerlei Anlass dazu gäbe. Fakt ist, dass Frauen seit der Einführung des Weltfrauentages einige Rechte gewonnen haben, aber trotzdem noch immer nicht gleichberechtigt sind. Auch jetzt noch kämpfen Frauen um eine gerechte Bezahlung, kämpfen gegen Sexismus, gegen veraltete Rollenbilder, kämpfen an vielen Stellen, um einfach nur ernstgenommen zu werden. Und sie kämpfen für eben jene Rechte, die sie bereits erlangt haben, da sie mit einem Blick in die Welt fürchten müssen, diese genauso wieder zu verlieren.
Genau dagegen will das noch recht neue Bündnis für Gleichberechtigung und Demokratie e.V., dem auch die beiden Verfasserinnen angehören, antreten. Gemeinsam wollen wir vor allem im ländlichen Raum aufzeigen, wo Frauen noch immer auf Hindernisse stoßen und sichtbar machen, was Frauen eigentlich für Leistungen in der Gesellschaft erbringen. In diesem Prozess wird es vielleicht möglich sein, dam Wort Feminismus den Schrecken zu nehmen – denn die Zeit für Feminismus ist noch lange nicht vorbei.
In der heutigen Zeit kann es beängstigend sein, eine Frau zu sein. Nicht nur in Ländern wie dem Iran müssen Frauen um ihre ohnehin wenigen Rechte bangen. Auch in den USA, die sich selbst so gern als Land der Freiheit bezeichnen, nehmen sie den Frauen das Recht auf Selbstbestimmung und ihren eigenen Körper, ja sogar europäische Länder sind dabei einen gewaltigen Schritt zurückzumachen. So führte Italien erst letztes Jahr ein Ministerium für Geburtenrate ein und schloss sich damit der Vorstellung an, die höchste und wichtigste Aufgabe der Frau sei es Kinder zu kriegen – ihre eigene Meinung dazu spielt keine Rolle.
Am Weltfrauentag geht es also nicht um Blumen oder Schokolade. Es geht darum, daran zu erinnern, dass rund die Hälfte der Bevölkerung das Recht besitzt, über ihr eigenes Leben zu bestimmen und darauf hinzuweisen, dass es noch immer Strukturen und Mächte gibt, die Frauen unterdrücken und die es als Gesellschaft zu überwinden gilt. Und solange das nicht geschieht, ist der Weltfrauentag keineswegs überflüssig und wird, allem Anschein nach, noch für einige Zeit relevant bleiben.
ein Beitrag von Jeannina und Marie-Christin